Philharmonischer Chor Kiel

Kieler Nachrichten, 26.11.2021

Schillernd leicht und doch energisch

Der Philharmonische Chor unter neuer Leitung mit Mozart und Haydn in St Nikolai

VON THOMAS RICHTER

KIEL. 20 Minuten später als vorgesehen eröffnete Joseph Haydns „Sinfonie 26-d-Moll“ das 1. Mozart-Konzert der Kieler Musikfreunde. Und die machte als Startschuss einer hoffentlich weniger Corona-belasteten Spielzeit alle Ehre. Aber erst einmal musste in die Nikolaikirche 2G-regel­gerecht eingelassen werden – das dauerte ein wenig.

Aber dann hatte die Musik das Wort: Die Interpretation von Haydns „26. Sinfonie“, deren erster und zweiter Satz liturgische Muster aus einem gregorianischen Passionsspiel ausformulieren, zeigte vom ersten Takt an, wozu der Philharmonische Chor unter Leitung des neuen Chordirektors am Kieler Opernhaus, Gerald Krammer, auch in bewegten Zeiten fähig ist. Ausdrucksstark, dennoch sensibel und leichtgängig, brachte der Chor, eindringlich unterstützt von Teilen der Kieler Philharmoniker, das Werk zu Gehör.

Und so hatten Künstler und Konzertdramaturgie ein wunderbares Fundament geschaffen, auf dem nun mit W.A. Mozarts „Missa C-Dur KV 257 (Credo-Messe)“, eines der beiden Hauptwerke des Abends, zur Entfaltung kam. Vermutlich um 1776 geschrieben, begeistert und fesselt das Kirchenwerk durch sein groß angelegtes Orchester, dem voluminösen Chor und den vier Solisten.

Letztere stellten ihr Können in der Regel unisono, also außerhalb einzelner Arien, unter Beweis. Elisabeth Raßbach-Külz (Sopran), Lena Wunder (Alt), Luis Araos-Gutierrez (Tenor) und Hankyul Lee (Bass), allesamt langjährige Mitglieder und Solisten des Opernchores am Theater Kiel, glänzten in ihren gemeinsamen Partien und schufen so ein bewegen­des Klangbild, das im Verbund mit Chor und Orchester der Komposition die eingeschriebene unbesorgte Wucht, Frische und Prägnanz verlieh.

In absoluter Dichte, ja, Erhabenheit ebnete Henry Purcells achtstim­miger Psalmgesang „Hear my Prayer“ anschließend aufs Sinnlichste den Boden für das Finale des Abends – noch einmal mit Joseph Haydn. Zweimal habe Haydn im Laufe seines Lebens das „Te Deum“, den „ambrosianischen Lobgesang, eine der ältesten Vokalformen der abendländischen Musikgeschichte“ vertont, ist im Programmheft zu lesen.

Das von Dirigent Krammer auch für diese Darbietung ausgesprochen sensibel, spiellaunig und mutig eingestellte Ensemble machte sich in diesem Fall erneut die Partitur zu eigen: Schillernd-leicht, aber auch zupackend energisch. Und einfach schön. Großer, herzlicher Applaus.

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